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LRS-Klassen – sinnvolle Lösung oder vertane Zeit?

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LRS-Klassen sind ein Sonderweg, der trotz aller Diskussionen um das Thema Inklusion in Sachsen und Thüringen noch immer gegangen wird. Alle Schüler der zweiten Klasse schreiben ein s.g. LRS-Diktat, mit dem festgestellt werden soll, ob das Thema LRS im Raum steht. Kinder mit Auffälligkeiten werden dann zum LRS-Test weitergeschickt. Bei positivem Test wird den Eltern der Besuch von LRS-Klassen vorgeschlagen. Eltern müssen diesem Vorschlag jedoch nicht zwangsläufig Folge leisten und sollten sich von der Schule auch nicht unter Druck setzen lassen. Eine LRS-Klasse zu besuchen, bedeutet, in die Grundschulzeit ein s.g. Dehnungsjahr einzufügen. Mit dem Dehnungsjahr erstreckt sich die Klassenstufe drei über zwei Schuljahre. Entweder das Kind lernt zwei Jahre in der LRS-Klasse und steigt dann wieder mit der vierten Klasse in den normalen Grundschulalltag ein. Oder es besucht die LRS-Klasse nur über ein Schuljahr und muss dann an der regulären Grundschule die Klasse drei wiederholen. Über den Sinn dieser Methode herrscht in der Fachwelt wenig Einigkeit.

Aktuell wird wieder viel über das Thema Inklusion diskutiert. Auch in der geplanten Neufassung des sächsischen Schulgesetzes ist Inklusion ein Thema. LRS-Klassen, das bedeutet nach meiner Auffassung eher Exklusion. Die Kinder werden mit dem ihnen aufgedrückten Stempel LRS stigmatisiert. Sie erhalten von sich ein Selbstbild, welches sie als aufgrund ihrer gestörten Leistungen beim Schriftsprachenerwerb, als krank, gestört und nicht normal kennzeichnet. Das ist ein fataler Eingriff in die Entwicklung des Selbstbewusstseins eines Kindes. Das allein ist schon gravierend. Der Wechsel in eine LRS-Klasse, das bedeutet das Kind herausreißen aus dem gewohnten Schulalltag, Integration in einen neuen Klassenverband und wieder neuer Aufbau einer Beziehung zu Lehrern. Strukturen, die sich in den ersten beiden Schuljahren gefestigt hatten, werden zwangsweise aufgelöst. Endet der Besuch der LRS-Klasse nach ein oder zwei Jahren, beginnt dieses Procedere erneut. Das Zusammentreffen dieser Faktoren führt oft in der Folge zu psychosomatischen Erkrankungen. Viele Kinder zeigen auch ein auffälliges Verhalten. Sie leider unter Versagensängsten, zeige depressive Symptome oder machen ihrem Ärger mit Wutausbrüchen Luft.
LRS-Klassen besuchen in der Regel nur maximal 15 Kinder. Im Vergleich zu normalen Schulklassen sind LRS-Klassen damit i.d.R. deutlich kleiner. Auch die Tatsache, dass mit dem Dehnungsjahr mehr Zeit zum Lernen zur Verfügung steht, ist grundsätzlich positiv. Die Fehlerbilder der Kinder und die Art ihrer Lernprobleme sind jedoch vielfältig und höchst unterschiedlich. Das heißt im Umkehrschluss, dass eine zielgerichtete und individuelle Förderung sinnvoll und zielführend ist. Die Möglichkeit zur individuellen und differenzierten Förderung besteht in LRS-Klasse jedoch kaum. So begründet sich auch, warum ein Teil der Kinder, die in LRS-Klassen lernen, ihre Rechtschreibprobleme halbwegs in den Griff bekommen und ein Teil es nicht schafft.

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